Atsuko Tanaka, Work, 1965, Vinyl auf Leinwand, 53 x 45,8 cm, © bei der Künstlerin, Erben und Rechtsnachfolgern

Work, 1965

Atsuko Tanaka

Medium: Vinyl auf Leinwand
Größe: 53 x 45,8 cm

über das Werk

Die 1932 in Osaka geborene Atsuko Tanaka zählt zu den prominentesten Vertreterinnen der Künstlergruppe Gutai, die durch einige Künstler in der Sammlung Reinhard Ernst vertreten ist. 1950 absolvierte sie ein Vorbereitungsstudium am Kunstforschungsinstitut in Osaka. Ein Jahr später begann sie schließlich das Studium der westlichen Malerei an der städtischen Kunsthochschule in Kyoto. Während ihres Studiums lernte sie ihren Kommilitonen Akira Kanayama kennen, über den der Kontakt zur japanischen Zero-Gruppe zustande kam. 1955 traten beide Künstler in die neu gegründete Gutai-Gruppe ein – eine Gruppe, die verschiedene Kunstformen auf experimentelle Art kombinierte und nicht nur in Ausstellungen die Partizipation der Besucher herausforderte, sondern auch in Bühnenstücken und Multimedia-Environments das Publikum integrierte. Gegründet wurde die Gutai-Gruppe 1954 von Jirō Yoshihara, der über die gesamte Wirkungszeit Mentor für die jungen Gruppenmitglieder blieb: So erteilte er unter anderem den Mitgliedern – wie auch Atsuko Tanaka – Einzelunterricht in Ölmalerei.

Tanakas Œuvre geht über die Leinwand hinaus: Durch die Integration von Alltagsmaterialien in ihre collageartigen Werke interpretierte sie die Malerei neu. Während ihrer Zeit in der Gruppe Gutai entwickelte Tanaka partizipative Arbeiten wie Work (Bell): Für die Gutai-Ausstellung im Oktober 1955 installierte sie in einem Raum mehrere Glocken und elektrische Klingeln, die von den Besuchern per Knopfdruck oder durch Berührung ausgelöst wurden. Nacheinander klang somit eine Tonkette durch den gesamten Ausstellungsraum. Das Zusammenführen von Kunst, Bewegung und Technologie faszinierte die Künstlerin. Vor diesem Hintergrund entwickelte sie das wohl bekannteste Werk für Gutai: das Electric Dress, das 1956 auf der zweiten Gutai-Ausstellung präsentiert wurde. Es handelt sich um ein Kleid aus bemalten Glühlampen, das an den traditionellen Kimono angelehnt ist. Tanaka selbst trug es bei einigen Kunstaktionen von Gutai. Ausgehend von dem Electric Dress entwickelte die Künstlerin ein visuelles Vokabular aus Kreisen und Linien, um eine neue Sprache zu finden, mit der abstrakten Räumen eine konkrete Begrifflichkeit gegeben werden kann. In diesen Kontext reiht sich auch das Werk aus der Sammlung Reinhard Ernst ein. Vor einem weißen Hintergrund platzierte die Künstlerin einen schwarzen Kreis, dessen immer kleiner werdender Radius sich in verschiedenen Farben abstuft. Auf diesem ruhigen, fast schon zurückhaltenden Kreismotiv befinden sich radial angeordnete Farbspritzer, die die Kontur des Kreises durchbrechen und dem Bild dadurch Dynamik verleihen. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen Ruhe und Bewegung, Disziplin und Spontaneität.

1965 traten Atsuko Tanaka und Akira Kanayama wegen Meinungsverschiedenheiten aus der Gutai-Gruppe aus. Die beiden Künstler zogen nach Osaka und heirateten. Seit den 2000er-Jahren gab es dann vermehrt Einzelausstellungen der Künstlerin in Japan, Europa und den USA, so beispielsweise 2002 in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck oder 2004 in der Grey Art Gallery der New York University. 2005 verstarb sie in Asuka. Zwei Jahre nach Tanakas Tod war eine Rekonstruktion ihres Electric Dress auf der documenta 12 in Kassel zu sehen.

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