Am Rande der Zerstörung, 1957

Bernard Schultze (1915–2005)

Medium: Öl, Collage, und Mischtechnik auf Leinwand
Größe: 100 x 55 cm

über das Werk

Mit Bernard Schultze befindet sich ein weiterer Teilnehmer der Frankfurter Quadriga-Ausstellung vom Dezember 1952, die als Keimzelle der informellen Malerei in Deutschland gilt, in der Sammlung Reinhard Ernst. Schultze wurde 1915 in Schneidemühl geboren, das heute zu Polen gehört. Von 1934 bis 1939 studierte er an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst 1945 verbrannten seine bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Arbeiten bei dem Angriff auf die Stadt Berlin. Seit 1951 hielt sich Schultze dann regelmäßig in Paris auf und machte dort die Bekanntschaft mit André Lanskoy und Jean-Paul Riopelle. In dieser Zeit entstanden auch seine ersten informellen Bilder. 1947 zog Schultze schließlich nach Frankfurt am Main, wo er bis 1968 lebte. 1955 heirateten er und seine Frau Ursula, die ebenfalls als erfolgreiche Künstlerin arbeitete und an verschiedenen Ausstellungen beteiligt war, wie beispielsweise der documenta 6 im Jahr 1977. Für sein Werk wurde Schultze mit zahlreichen Ehrungen und Preisen ausgezeichnet. Er verstarb 2005 in Köln.

Neben seiner Teilnahme an der bereits genannten Quadriga-Ausstellung in der Zimmergalerie Franck war Schultze außerdem 1955 an der Ausstellung der Gruppe ZEN 49 beteiligt sowie an Peintures et sculptures non figuratives en Allemagne d´aujourd´hui im Pariser Cercle Volney und 1955 an Glanz und Gestalt – Ungegenständliche Deutsche Kunst sowie 1957 an Couleur vivante – Lebendige Farbe, beide im Museum Wiesbaden. Zudem war er 1959 auf der documenta II und 1977 auf der documenta 6 vertreten.

Ab 1954 beschäftigte sich Schultze vermehrt mit der Plastizität im Bildraum und es entstanden freie plastische Arbeiten sowie erste Reliefbilder, bei denen er einzelne Details auf die Bildfläche klebte. Das Werk Am Rande der Zerstörung von 1957 aus der Sammlung Reinhard Ernst gliedert sich in die Collage-Arbeiten von Schultze ein: Aus dem beigen Grund treten verschiedene Stoff- und Netzstücke hervor, die über die Bildfläche mäandern. Einzelne Partien sind durch blaue und rote Farbflecke hervorgehoben, sodass die Dreidimensionalität stellenweise betont wird.

Ab 1961 entwickelte Schultze die sogenannten Migofs. Dieser Begriff bezeichnet anfangs kleinformatige skulpturale Gebilde, die eine Mischung aus Kunstwesen und Naturgeschöpf sind. Großformatige Skulpturen finden erst ab 1992 Einzug in Schultzes Œuvre: So befindet sich ein großer Migof ebenfalls in der Sammlung Reinhard Ernst.

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