Außergewöhnlich minimalistisch und elegant erscheinen die Designs der jungen Modedesignerin Viktoria Lorenz. Mit ihren raffiniert angeordneten Stoffrechtecken der Lambelle-Bag schaffte es die Kreative bereits in die beliebte Modezeitschrift InStyle.
Dass Viktoria Lorenz unsere Neugier geweckt hat, ist auch in ihrer Zusammenarbeit mit der ZERO*-Foundation begründet. (Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker, gründeten am 24. April 1958 die Künstler:innengruppe ZERO in Düsseldorf. Nach dem zweiten Weltkrieg verfolgten sie den Ansatz eines radikalen Neubeginns der Kunst.) In der Ausstellung „Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode“ präsentierte die Modeschöpferin 2023 in Düsseldorf eine exklusive Kollektion ganz im Zeichen der ZERO Künstler:innen.
Ihrem Interesse an der abstrakten Kunst folgend, arbeitet Viktoria Lorenz nun an einer weiteren Kollaboration mit einer Kunstinstitution. Das folgende Interview verrät Ihnen mehr. Treffpunkt ist ein Café mit behaglicher Atmosphäre auf dem Wiesbadener Marktplatz. Viktoria Lorenz, gekleidet in einem eleganten schwarzen Oberteil mit plissierten Spitzen, findet einen gemütlichen Platz am Fenster. Ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht verrät die Vorfreude auf das bevorstehende Gespräch, bei dem sie begeistert über ihre Pläne für das Jahr 2024 berichten wird.
Frau Lorenz, Sie sind eine junge Designerin aus Wiesbaden. Arbeitsbedingt pendeln Sie aktuell zwischen Köln und der hessischen Landeshauptstadt.
Ja, das ist richtig, ich habe ein weiteres Atelier in Köln und arbeitete parallel in einem anderen Atelier mit einer Schneiderin zusammen. Es ist schön, wenn man in diesem Handwerk regelmäßigen Austausch pflegt und ich bin dankbar an der Seite einer so erfahrenen Schneidermeisterin arbeiten zu dürfen.
Erst kürzlich waren Sie mit Ihren Modellen, die in Anlehnung an die Kunstwerke der ZERO-Künstler:innen entstanden sind, auf der Kunstmesse Art Cologne. Wie kam es zu Ihrer Idee, abstrakte Kunst und Modedesign zu verbinden?
Seit meinem 13. Lebensjahr interessiere ich mich für Mode. Nachdem ich mich mit den verschiedenen Modehäusern und Designer:innen auseinandersetzte, dauerte es nicht lange, bis meine ersten Kollektionen entstanden. Diese waren allerdings vorerst auf eine konzeptionelle und zeichnerische Ebene begrenzt. Zudem verbrachte ich damals viel Zeit in dem Furnierwerk meines Großvaters. Das dünne Holz faszinierte mich und folglich fing ich an, dieses Material in meine Entwürfe einzubeziehen – mit dem Anspruch, dass es auch tragbar ist.
Ihnen begegnet sozusagen ein Thema, das Sie fasziniert und entwickeln daraus ein modisches Konzept für ein Design?
Genau, diese Art von Designprozess hat sich nun über Jahre meines Schaffens gefestigt. Es gibt immer ein Thema, auf das ich meine Kleidung beziehe. Die Idee, Modedesign mit abstrakter Kunst zu verbinden, kam mir letztlich während eines magischen Moments im Guggenheim Museum in New York. Zu Silvester besuchte ich dort an einem regnerischen Tag gemeinsam mit meiner Mutter die Ausstellung ZERO Countdown to tomorrow. Während ich mir die Werke anschaute, hatte ich die Kleidungsstücke bereits vor Augen. Die reduzierten Formen und Farben sowie die zum Teil dreidimensionale Oberflächenbeschaffenheit faszinierten mich. Sei es durch die Bewegung des Objekts selbst oder durch die Bewegung des Betrachters, das entstehende Licht und Schattenspiel erzeugt eine besondere Wirkung, die ich in meinen Entwürfen mit dem Ziel tragbare Kunst zu kreieren aufgegriffen habe.
Und nach der Umsetzung dieser Modellvisionen sind Sie 2020 auf die ZERO-Foundation zugegangen und haben gemeinsam ein Konzept für die Präsentation der Kollektion entwickelt. Dass die abstrakte Kunst ein Thema ist, welches Sie in Ihren Kreationen inspiriert, äußert sich auch in einer bevorstehenden Kollaboration. Wir freuen uns, dass Sie für das Museum Reinhard Ernst ebenfalls ein Modell anfertigen.
Die Freude liegt ganz auf meiner Seite! Durch den Kontakt mit der ZERO-Foundation wurde mir bewusst, wie schön es ist, Mode in einer ganz anderen Art der Zusammenarbeit zu kreieren und präsentieren. Die Kunst kam mit der Mode zusammen und während der Vernissage von Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode auch mit der Musik. Es reizt mich, nicht diesen klassischen Weg in der Branche zu gehen, sondern explizit das mitzunehmen, was mich auch inspiriert. Nun habe ich eine weitere Möglichkeit erhalten, Teil eines solch interdisziplinären Projekts zu sein.
Das Museum Reinhard Ernst hat noch nicht eröffnet — wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?
Nun, als Wiesbadenerin bekomme ich natürlich mit, was in der Stadt los ist (lacht). Das fand ich sehr spannend. So ein eindrucksvolles Bauprojekt wie das des Museums Reinhard Ernst, das von dem renommierten Architekten Fumihiko Maki entworfen wurde, fällt auf!
Da der Kleidung in Gesamtkonzepten oft nicht viel Beachtung geschenkt wird, ich aber schon damals gemerkt habe, wie viel Herzblut und Detailverliebtheit in dem Bauprojekt steckt, habe ich das mre einfach angeschrieben und mich vorgestellt. Umso begeisterter war ich, als ich letztendlich eine Rückmeldung erhielt! Durch persönliche Treffen und den Austausch mit Frau Dallmer (Leitung Relationship-Management, Veranstaltungen und Marketing) entstand die Idee einer Kollaboration.
Was genau die Designerin für das Museum Reinhard Ernst kreiert hat, verraten wir Ihnen im zweiten Teil des Interviews. Um Sie allerdings nicht ganz im Dunkeln tappen zu lassen, geben wir Ihnen einen kleinen Vorgeschmack darauf, welche Ideen Viktoria Lorenz während des Designprozesses für das mre vorschwebten. Die oben abgebildete Studie umfasst nur einen Bruchteil an Entwürfen, die die Modeschöpferin für das mre entwickelte. Einer der Skizzen zeigt das finale Modell für das Museum.
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