03.11.2020

Bauarbeiten, Stand 4. November 2020

Unser Museumsneubau befindet sich weiterhin im Zeitplan, der Rohbau macht schnelle Fortschritte. Jetzt beginnt eine der spannendsten Phasen, denn in diesen Tagen wird der Betonguss der weit auskragenden Decken in Angriff genommen. »Auskragend« bedeutet, dass die Decken weit überstehen – ohne gestützt zu werden. Das ist nur dank anspruchsvoller statischer Berechnungen möglich. So eine Decke befindet sich auch über dem späteren Museums-Bistro, das an dieser Ecke entstehen wird:

Aktuell warten die »Bubbles« auf ihren Einsatz:

Diese schwarzen Hohlkörper werden ab heute in Deckenverschalungen eingelassen und mit Beton umgossen. Dadurch werden die Decken leichter, so dass sie sich gewissermaßen frei schwebend über eine große Fläche erstrecken können.

Rote Stahlträger werden die weitläufigen Decken über die Dauer von einhundert Tagen stützen. Dann sind die Decken ausgehärtet und selbsttragend. Die wie mit einem Wagenheber aufgebockten Stahlstützen werden anschließend abgelassen und demontiert, in einigen Fällen sogar – fast wie bei Mikado-Stäben – aus dem Rohbau herausgezogen.

Überall auf der Baustelle fallen ungewöhnliche Formen und Muster auf. Hier sieht man einen Arbeiter an einem statisch notwendigen Einbaumodul, dessen Verstrebungen später – wie bei einem Fachwerkhaus – in mehrere Richtungen greifen. So wird die Traglast besser verteilt.

Fast wie moderne Kunst wirken die schwarz-gelben Bretter, die auf einer Holz-Unterkonstruktion liegen. Dabei handelt es sich um sogenannte Schal-Tafeln, die für die Vorbereitung des Betongusses benötigt werden. In diesem besonderen Fall wird man die Decke sogar wie ein kleines Satteldach gießen, also mit einer leichten Ausbuchtung nach oben. Statiker haben das genau ausgerechnet: Der Beton senkt sich während der Trocknungszeit vom Scheitelpunkt aus so weit ab, dass sich schließlich wieder eine gerade Ebene ergibt.

Für die Bewehrung der Wände liegen hunderte Laufmeter Stahlstreben herum, die von den Eisenbiegern verarbeitet werden:

Auch schmale Räume, die später als Technikschacht genutzt werden, sind bereits sichtbar:

Viele Kunstwerke aus der Sammlung Reinhard Ernst sind großformatig und verlangen nach viel Platz. Darauf ist der Neubau abgestimmt. Langsam erhält man einen Eindruck von den Dimensionen, die die späteren Ausstellungsräume haben werden. So lässt sich auf dem folgenden Bild durch einen Vergleich mit der Größe des Bauarbeiters die Wandhöhe erahnen:

Keller- und Erdgeschoss sind weitestgehend abgeschlossen, vom 1. Obergeschoss stehen bereits viele Wände. Über die Webcam, die übrigens auch von den Projektleitern auf der Baustelle gerne für den kontrollierenden Überblick genutzt wird, kann man den rasanten Fortschritt an der Wilhelmstraße 1 tagesaktuell verfolgen.

(Fotos: Klaus Helbig/Frank Markburger)